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Beitrag vom 17.06.2008
Phoebe Killdeer And The Short Straws – Weathers Coming
Tatjana Zilg
Bei Nouvelle Vague war sie The Wild One und Gegenpol von Camille. Eigenwillig und gesangliche Ausnahmetalente sind sie alle beide. Phoebe´s Debut kommt mit einer dunklen Magie daher, erdiger, ...
... rockiger und noch eine Spur geheimnisvoller als das ihrer ehemaligen New Wave meets Bossa Nova – Kollegin.
Der Name, unter dem Marc Collin und Olivier Libaux ein hervorragendes Team von französischen und brasilianischen Sängerinnen versammelten, bezeichnet nicht nur eine Analogie zu dem Sound der Achtziger, sondern steht auch für eine Richtung des französischen Kinos mit einer Bildsprache ähnlich dem Film Noir. Cineastisches scheint auch Phoebe Killdeer zu lieben, denn ihr Cover weckt auf dem ersten Blick Assoziationen zum Poster von The Crow, einem Film, in dem Realität und Fiktion auf unvorhergesehene Art aufeinandertrafen und der seitdem von einem dunklen Mythos umrankt ist. Wie aus Zwischenwelten hervorgerufen klingen auch Phoebe´s Songs. Düster-atmosphärische Ideen vermischen sich mit rockigem Tempo, jazzigem Flair und bluesiger Tiefgründigkeit.
Alle, die bei den Nouvelle Vague–Auftritten von Phoebe fasziniert waren, wenn sie mit wildem Raubtiertemperament geschmeidig über die Bühne tobte und das Beste, was Punk und New Wave zu bieten hatten, mit genau der richtigen Dosis aus Ironie und Respekt gehaltvoll intonierte, werden von ihrem Debut begeistert sein. Denn es hält, was ihr charismatisches Auftreten versprochen hat. Ihre Seele ist voller wunderschöner Abgründe, die es zu entdecken lohnt und die nun in Form von zwölf leidenschaftlichen Songs vorliegen.
Aber natürlich sollten nicht nur Nouvelle Vague – AnhängerInnen in "Weathers Coming" hineinhören. Ihre Eigenkompositionen bestechen mit einem lasziven Charme, der LiebhaberInnen von anspruchsvoller Musik, die sich den dunklen und glamour-umwandelten Seiten des Lebens widmet, bestens gefallen wird. Nicht umsonst waren die HeldInnen ihrer Jugend Tom Waits, Art Of Noise, Yma Sumac, Nick Cave und Carmen McRae.
"There´s a sound that had to be found that was going round in my head, tribal and vibrant, yet dark and cinematographic, music you can move to, as much slow as wild all out shaking" erzählt Phoebe.
Dominierend ist der spooky Schleier, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, und oft mit viel Humor bereichert wird. Titel wie "Paranoia", "Big Fight" und "Licorice Skies" verraten den liebevollen, zugleich leicht bissigen Blickwinkel, den Phoebe mit ihren Songs gegenüber der Welt einnimmt.
"The album dramatises the elements I love most about our little world: people and their ways, what makes us so undeniably us. We are a never ending source of emotions, feelings, reactions, disturbances and surprises. I wanted the sound of the album to be dirty enough to represent the quirkiness of those characteristics, so with Marc Collin we got some crazy horns, ghostly vibraphones, edgy guitars and tribal drums together to capture the necessary mood."
Durch den gekonnten Einsatz von zusätzlichen Instrumenten erhält ihr Sound sein ganz besonderes Flair, das auch zu dem Score eines Alfred Hitckcock-Remakes oder zu einem David Lynch-Film passen würde. Da verwundert es nicht, dass ihr Nouvelle Vague-Genie Marc Collin als Produzent zur Seite stand und für die perfekt nuancierten Arrangements seine Hand ins knisternde Feuer hielt.
Weiterhören: Camille und Scout Niblett.
Phoebe Killdeer im Netz: www.phoebekilldeer.com und auf Myspace.
AVIVA-Tipp: Phoebe Killdeer nimmt mit einer Gänsehaut-erregenden, samtig schönen Stimme für sich ein, die sie an manchen Stellen wohldosiert in ein Seufzen, ein Hauchen oder ein Flüstern übergehen lässt. Perfekt passend zu den eingängigen Rhythmen, hypnotisierenden Percussion-Experimenten und mutigen Trips in außergewöhnliche auditive Gebiete.
Phoebe Killdeer And The Short Straws
Weathers Coming
Label: The Perfect Kiss, Pias, VÖ: Juni 2008